Neben der Konfiguration über die Benutzeroberfläche stehen verschiedene technische Möglichkeiten zur Verfügung, um spezifische Anpassungen vorzunehmen. Diese reichen von systemseitigen Einstellungen bis hin zu individuellen Entwicklungen in ABAP.
SPRO – Der zentrale Einstiegspunkt ins Customizing
Die Transaktion SPRO (SAP Project Reference Object) ist das Hauptwerkzeug für Customizing-Einstellungen im SAP-System. Über eine strukturierte Benutzeroberfläche lassen sich verschiedene Module konfigurieren, um Geschäftsprozesse an die Anforderungen des Unternehmens anzupassen.
Änderungen, die hier vorgenommen werden, betreffen in erster Linie das Systemverhalten und können unter anderem Einfluss auf Buchhaltungsprozesse, Materialwirtschaft oder den Vertrieb nehmen. Anpassungen im SPRO werden über das Transportmanagementsystem (TMS) in verschiedene Systemlandschaften übertragen, um sie sicher und kontrolliert auszurollen.
Während SPRO für viele Standardanpassungen ausreicht, erfordert eine tiefere Individualisierung oft zusätzliche Eingriffe, etwa durch User-Exits, Modifikationen oder eigene Programme.
User-Exits
User-Exits sind spezielle Erweiterungspunkte im SAP-System, die es ermöglichen, individuelle Anpassungen vorzunehmen, ohne den Standardcode zu ändern. Sie werden über die SAP-Entwicklungsumgebung genutzt und können kundenspezifische Logiken in bestehende Abläufe integrieren.
Ein häufiger Anwendungsfall ist die Erweiterung der Preisfindung im Vertrieb (SD) oder das Hinzufügen von zusätzlichen Validierungen in der Materialwirtschaft (MM). Da User-Exits gezielt an definierten Stellen im System implementiert werden, bleibt der SAP-Standard weitgehend unangetastet, wodurch Updates und Support erleichtert werden.
Modifikationen
Modifikationen greifen direkt in den SAP-Standardcode ein und sind daher eine tiefgreifende Form der Anpassung. Änderungen an SAP-Objekten erfordern eine Genehmigung von SAP in Form eines Objektschlüssels.
Diese Methode wird in der Regel nur dann verwendet, wenn sich eine gewünschte Anpassung nicht durch Customizing, User-Exits oder Business Add-Ins umsetzen lässt. Der größte Nachteil von Modifikationen liegt in ihrer Update-Problematik: Änderungen müssen nach jedem SAP-Upgrade geprüft und möglicherweise erneut implementiert werden.
Z-Programme
Falls sich eine benötigte Funktion weder über Customizing noch über Erweiterungstechniken realisieren lässt, besteht die Möglichkeit, ein eigenes Z- oder Y-Programm zu entwickeln. Diese Programme werden im kundeneigenen Namensraum erstellt und erweitern die Standardfunktionalität des SAP-Systems.
Da Eigenentwicklungen nicht direkt in den Standardcode eingreifen, sind sie wartungsfreundlicher als Modifikationen. Allerdings müssen sie sorgfältig gepflegt werden, um nach Systemupdates weiterhin korrekt zu funktionieren.
ABAP und seine Rolle im Customizing
ABAP ist die zentrale Programmiersprache für Customizing-Anpassungen und Erweiterungen. Sie ermöglicht die Implementierung spezifischer Funktionalitäten, die über die Möglichkeiten des Standard-Customizings hinausgehen – essentiell für User-Exits, Z-Programme und weitere individuelle Anpassungen. ABAP ermöglicht die volle Nutzung des SAP-Systempotentials.